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Erdbebenvorsorge

Grünes Schild mit Piktogramm für Sammelstelle im Katastrophen- und Notfall

Piktogramm für Sammelstelle im Katastrophen- und Notfall, © colourbox.de

Artikel

Peru liegt in einer durch Erdbeben gefährdeten Region. Die Botschaft möchte Ihnen daher einige Empfehlungen geben, damit Sie im Falle eines Erdbebens besser vorbereitet sind.

Peru liegt in einem aktiven Erdbebengürtel. Es gab Erdbeben im Jahr 1746 mit einer Stärke von 8,4, im Jahr 1940 mit einer Stärke von 8,2 im Jahr 1966, im Jahr 1970, im Jahr 1974 mit einer Stärke von 8,0 im Jahr 2001 im Süden Perus oder jüngst im Jahr 2007 mit einer Stärke von 7,9 auf der Richterskala. Die gesamte Geschichte Perus ist geprägt von größeren Erdbeben. Das ganze Jahr hindurch gibt es eine rege Erdbebentätigkeit im Bereich von 3-5 auf der Richterskala. Nach Angaben von Experten kann ein schweres Erdbeben wie im benachbarten Chile im Februar 2010 (8,8 Punkte auf der Richterskala) auch in Peru jederzeit auftreten. Ein vergleichbares – oder auch schwächeres - Erdbeben in Peru könnteverheerende Folgen haben auf Grund des im Vergleich zu Chile weit verbreiteten Informellen Wohnungsbaus (auch in den „besseren Wohnvierteln“), aber auch der geringer entwickelten Krisenvorsorge und Reaktionsfähigkeit. Die Hauptrisiken liegen im Bereich der Gefährdung durch herabstürzende Gebäudeteile sowie dem Zusammenbruch der Infrastruktur von Elektrizität, Gas, Wasser und Kommunikation und den daraus resultierenden Folgen. Eine wirksame Erdbebenvorhersage ist den Wissenschaftlern bisher trotz aller Anstrengungen noch nicht gelungen.

Erdbeben auch in anderen Ländern können Tsunamis an der peruanischen Küste auslösen. Betroffen wären in der Region Lima insbesondere Teile des Stadtteils Chorrillos und der benachbarten Hafenstadt Callao, aber auch die beliebten Badeorte und Clubs an der gesamten Küste.

Ein Erdbeben kann sich in der Hauptstadt Lima oder in der Provinz ereignen, wobei in letzterem Fall zwischen Orten mit und ohne höherem deutschem Touristenaufkommen zu unterscheiden ist. Im letzteren Fall wird sich die Tätigkeit im Wesentlichen auf die Identifizierung humanitärer Hilfsmaßnahmen beschränken. In den übrigen Fällen wird es vor allem auf die Betreuung deutscher Staatsangehöriger (Touristen und Ortsansässige) ankommen. Im Falle eines Erdbebens ist die mögliche Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit der Vertretung als zusätzlicher Faktor zu berücksichtigen.

Auf diese Bedrohung kann man unterschiedlich reagieren. Viele werden versuchen, die Gefahr zu verdrängen. Sinnvoller ist es jedoch, diese Möglichkeit zu durchdenken und Vorkehrungen zu treffen, die dann im Ernstfall die Gefahren deutlich verringern helfen. Hierzu möchte Ihnen die Botschaft einige Ratschläge geben.

1. Vorsorge

° Bei der Anmietung von Wohnungen auf Erdbebensicherheit achten. Auch die Beschaffenheit des Untergrundes sollte berücksichtigt werden: z. B. weicher sandiger Boden, Hanglage, unterirdische Erdspalten und Verwerfungslinien.

° Mieten sie keine Wohnungen in Hochhäusern ohne Erdbebensicherung oder in engen Gassen gelegene Häuser an. Bevorzugen Sie Stahlbetonbauweise und versuchen Sie die Möglichkeit auszuschließen, dass schlecht konstruierte Nachbarhäuser auf das angemietete Objekt stürzen können.

° Sichern Sie die Schränke, Regale und den Kühlschrank in Ihrer Wohnung mit Winkeln und anderen Vorkehrungen vor dem Umfallen. Schwere Gegenstände und Gläser gehören nicht in die oberen Regale. Ein Großteil der Verletzungen bei Erdbeben wird durch herab fallende Gegenstände verursacht.

° Machen Sie sich mit den Notausgängen an Ihrem Wohn- und Arbeitsort vertraut. Prüfen Sie, ob sich die Türen öffnen lassen und achten Sie darauf, dass die Zugänge nicht verstellt sind. Sie sollten den Fluchtweg auch bei Dunkelheit finden können.

° Machen Sie sich mit dem Standort und der Bedienung von Feuerlöschern in Ihrer Umgebung vertraut. Nehmen sie an Lehrgängen in Erster Hilfe teil und prüfen Sie Ihren Verbandskasten.

° Deponieren Sie vor Ihrem Bett feste Schuhe und einen Satz warmer/ regendichter Kleidung in Griffweite.

° Die früher an den Botschaften existierende „Krisenvorsorgeliste“ wird nicht mehr weitergeführt. Stattdessen können Sie sich und Ihre Familie online in das elektronische Verzeichnis der im Ausland lebenden Deutschen (ELEFAND) eintragen.

° Halten Sie zu Hause und am Arbeitsplatz Taschenlampen, einen Schutzhelm und Notgepäck griffbereit. Das Notgepäck sollte an Ihrem Fluchtweg aus dem Gebäude deponiert werden.

° Überprüfen Sie Ihre Notfallvorkehrungen nach jedem kleineren Erdbeben.

2. Notgepäck -- Konsularischer Service

Packen Sie einen Rucksack mit den notwendigen Dingen, um drei Tage auf einem Sammelplatz im Freien durchzuhalten. Diesen Zeitraum sollte man einkalkulieren, bis nach einem wirklich starken Beben die Hilfe von außen in größerem Umfang einsetzt.

° Pro Person 4 Liter Wasser (2 große Plastik-flaschen), haltbare Verpflegung (z. B. Kekse, Studentenfutter), Schlafsack, Isoliermatte, Schutzhelm, Regenschutz (auch Plastikfolie), Verbandsmaterial, Impfpass, Toilettenpapier, Bar-geld, Kreditkarte, Ausweispapiere (ggf. Kopien)

° Taschenradio mit Ersatzbatterien, Stadtplan/ Landkarte, Medikamente, Taschenlampe, Taschenmesser, Kerzen, Feuerzeug, Ersatzbrille, Plastiktüten, Armbanduhr, Kugelschreiber und Papier, Mobiltelefon, Telefonkarte und Kleingeld für öffentliche Fernsprecher, wichtige Schlüssel, Spanisch-Wörterbuch.

3. Gefahrenszenario

Man sollte sich gedanklich mit dem ungünstigsten Fall auseinandersetzen, um optimal vorbereitet zu sein:

° Dauer des Erdbebens etwa eine Minute ohne Vorankündigung so stark, dass man sich nicht auf den Beinen halten kann. Mehrere kräftige Nachbeben in den folgenden Stunden und Tagen.

° Auch wenn die Straßen nicht sofort durch Trümmer unbenutzbar sein sollten, ist ein Auto in kürzester Zeit nutzlos, da die Polizei nur Rettungsfahrzeuge passieren lässt. Man sollte sich nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen. Möglicherweise lässt die Polizei Bewegung nur in Richtung auf die festgelegten Sammelplätze zu. Es ist dann nicht möglich, das Stadtgebiet zu verlassen oder andere Stadtteile zu erreichen.

° Wasser, Strom und Telefonleitungen sind unterbrochen. Auf den Straßen stellen zerrissene Stromleitungen eine Gefahr dar.

° Halten Sie ausreichend Taschenlampen bereit.

° Halten Sie Telefonate so kurz wie möglich, um die Leitungen zu entlasten. Wenn das Telefonnetz zusammenbricht, ist eine Kontaktaufnahme mit Angehörigen an anderen Aufenthaltsorten nicht möglich. Sprechen Sie deshalb vorher ab, wie Sie sich im Ernstfall verhalten werden. Häufig funktioniert bei überlastetem Netz das Senden einer SMS - eine kurze Nachricht wo man ist, wie es einem geht, reicht als Info für die Angehörigen aus und ist weniger missverständlich.

° In der näheren Umgebung kommt es zu einigen kleineren und größeren Bränden. Löschen Sie in Nachbarschaftshilfe kleinere Brände. Die Feuerwehr wird durch verstopfte Straßen und gebrochene Wasserleitungen kaum in der Lage sein, die Brände schnell unter Kontrolle zu bekommen. Großbrände sind eine ernstere Gefahr, als das Erdbeben selbst. Beobachten Sie Ihre Umgebung und die Windrichtung. Falls Ihr Aufenthaltsort von Feuer bedroht wird oder unbewohnbar geworden ist, begeben Sie sich mit Ihrem Notgepäck zu den Sammelplätzen und dort auf die windabgewandte Seite. Die Sammelplätze sind meist Freiflächen, die auch als Feuerschneisen wirken sollen.

° Versuchen Sie auf den Sammelplätzen mit anderen Europäern eine Gruppe zu bilden. Stellen Sie eine Liste der dort befindlichen Deutschen und anderer Europäer auf nach Name, Vorname, Geburtsdatum und Gesundheitszustand sowie Name und Telefon von Angehörigen aus Deutschland. Versuchen Sie dann, diese Liste der Botschaft zu übermitteln. Sollten Sie die deutsche Botschaft nicht erreichen können, versuchen Sie, mit Botschaften anderer EU-Staaten Kontakt aufzunehmen. Bitte führen Sie sich die begrenzten Möglichkeiten der Botschaft zu einer längerfristigen Aufnahme und Versorgung von deutschen Staatsangehörigen vor Augen.

In erster Linie werden sich die peruanischen Behörden um Rettungsmaßnahmen sowie um medizinische und allgemeine Versorgung kümmern, so dass es das vorrangige Ziel der Botschaft ist, über das Auswärtige Amt Ihre Angehörigen in Deutschland zu benachrichtigen und die Bundesregierung über den Umfang der Schäden zu informieren, damit Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden können.

Die Rettung und Versorgung der Einwohner organisieren die peruanischen Behörden für Peruaner und Ausländer gleichermaßen.

Verhalten beim Erdbeben

A) In Gebäuden

Die erdbebenfeste Architektur hat in letzter Zeit große Fortschritte gemacht. Es ist wahrscheinlich, dass Wohnhäuser und Hochhäuser, die nach den neuesten Erkenntnissen gebaut wurden, auch bei einem starken Beben intakt bleiben.

° Schützen Sie Ihren Kopf vor herabfallenden Gegenständen mit einem Schutzhelm, einer Aktentasche oder den Händen und kriechen Sie unter einen stabilen Tisch, stellen sich unter einen tragenden Türrahmen oder nahe einer tragenden Innenwand.

° Begeben Sie sich in die Nähe des Notausganges, öffnen Sie Türen und Fenster zum Fluchtweg, damit Sie sich nicht verklemmen können. Je kleiner der Raum, desto stabiler ist die Decke. Vorsicht mit Schränken und schweren Gegenständen in Ihrer Nähe.

° Flüchten Sie nicht in Panik auf die Straße, da Sie dort durch herabfallende Trümmer und Glassplitter stärker gefährdet sind.

° Benutzen Sie keine Aufzüge. Wenn Sie sich in einem befinden, öffnet sich dieser vermutlich automatisch in der nächsten Etage. Ansonsten drücken Sie alle Etagenknöpfe, bewahren Sie Ruhe und benutzen Sie die Sprechanlage.

° Gehen Sie in Treppenhäusern nach unten und nicht in Richtung Dach.

° Klären Sie zusammen mit Ihren Nachbarn die Lage und sehen Sie nach, ob noch Personen in Fahrstühlen eingeschlossen sind. Helfen Sie Behinderten, das Gebäude zu verlassen.

° Löschen Sie offeneres Feuer und stellen Gashähne ab. Speichern Sie vorsorglich Wasser in Badewannen und Eimern. Beobachten Sie Ihre Umgebung auf Großfeuer. Sollte sich ein Brand nähern oder Ihr Haus unbewohnbar sein, begeben Sie sich zum Sammelplatz.

° Schalten Sie Fernseher oder Radio ein, um sich einen Überblick zu verschaffen und folgen Sie den Anweisungen der Behörden.

° Wenn Sie in einem Kaufhaus, Kino oder Zug sind, folgen Sie den Anweisungen des Personals, das für solche Situationen geschult ist. Bleiben Sie ruhig. Eine Panik wäre gefährlicher als das Erdbeben selbst.

B) Auf der Straße

° Schützen Sie Ihren Kopf mit den Händen, einer Tasche oder anderen Gegenständen.

° Begeben Sie sich auf Freiflächen oder in Hauseingänge. Nehmen Sie sich in Acht vor herabfallenden Trümmern, Glassplittern und Neonreklamen. Halten Sie Abstand zu Getränkeautomaten, Mauern, Masten und zerrissenen Leitungen.

C) Im Auto

° Möglicherweise erkennen Sie ein Erdbeben nicht sofort, wenn Sie sich im Auto befinden. Das Steuerrad reagiert ungewöhnlich und man erhält den Eindruck geplatzter Reifen.

° Fahren Sie sofort an den Straßenrand und halten Sie dort mit Abstand von Gebäuden, Bäumen, Überführungen und Versorgungsleitungen. Beobachten Sie Ihre Umgebung, insbesondere im Hinblick auf herabfallende Gegenstände.

° Schalten Sie das Autoradio ein. Schließen Sie die Fenster.

° Auf Schnellstraßen verringern Sie Ihr Tempo vorsichtig, ohne nachfolgende Autofahrer zu gefährden. Auf Hochstraßen halten Sie an den gekennzeichneten Nottreppen oder fahren Sie bis zum nächsten Stützpfeiler weiter.

° Ihr Auto wird als Fortbewegungsmittel untauglich. Viele Straßen dürften in kurzer Zeit verstopft sein bzw. von der Polizei gesperrt werden. Sie können mit dem Auto das Stadtgebiet nicht verlassen und wahrscheinlich auch keine anderen Stadtteile erreichen.

D) Am Meer und in der Bergen

° In der Folge von Erdbeben ab einer Stärke von 7,5 auf der Richterskala können große Flutwellen entstehen, die so genannten Tsunamis. Verlassen Sie nach einem Erdbeben sofort das Küstengebiet und begeben Sie sich auf einen höher gelegenen Platz. Rechnen Sie mit mehreren aufeinander folgenden Tsunamis. Entsprechende Warnungen werden oft, aber nicht immer, im Radio und Fernsehen durchgegeben.

° Falls Sie auf dem Meer sind und die Zeit nicht mehr reichen würde, um ans Festland zu kommen, versuchen Sie in Gewässer von mindestens 100 m Tiefe zu gelangen, da dort die Höhe der Flutwelle wesentlich geringer und damit ungefährlicher ist.

° In bergigem Gebiet kann es zu Erdrutschen kommen. Achten Sie auf Erdrutsche und verlassen Sie gefährdete Gegenden umgehend.


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